Kennst du das auch, dass manches mal
Inmitten einer lauten Lust,
Bei einem Fest, in einem frohen Saal,
Du plötzlich schweigen und hinweggehn musst?
Dann legst du dich aufs Lager ohne Schlaf
Wie Einer, den ein plötzlich Herzweh traf;
Lust und Gelächter ist verstiebt wie Rauch,
Du weinst, weinst ohne Halt – Kennst du das auch?
(Hermann Hesse)
Vor nicht allzu langer Zeit las ich in den Zeilen eines jungen Mannes, die er zu seinem inneren Befinden, zu seiner Wahrnehmung von sich selbst geschrieben hatte. Er schrieb von einem „aus dem Nichts“ auftauchenden Impuls, einer Frage, die ihn inmitten einer überbordenden Open-Air-Party unvermittelt getroffen habe.
Die Frage war:
„Warum bist Du (wirklich) hier?“
Mit dieser Frage einher ging ein aufblitzendes Bewusstsein darüber, dass es NICHT bzw. NICHT MEHR – wie bis dahin von ihm geglaubt – die Party, als Ausdruck äußerer, materieller Welt oder die vermeintliche Gemeinschaft vieler Menschen waren. Er spürte, dass ihm dies wie Konsum vorkam, ihn leerer zurück ließ, ihm seine gefühlte Einsamkeit nicht wirklich nehmen konnte, ihn nicht erfüllte, ihn nicht befriedigte, ihn zunehmend innerlich unzufriedener werden ließ.
Und vielleicht kennst Du das ja auch, dass Du ein zwar diffuses, doch gleichzeitig auch ziemlich klares Gefühl in Dir trägst, dass das was sich auf der äußeren Bühne Deines Lebens abspielt sich innerlich nicht mehr stimmig für Dich anfühlt; Du ein starkes Leeregefühl spürst; sich eine innere Spannung in Dir aufbaut und Du förmlich weißt, dass Du in ein aktives Handeln, in eine Veränderung gehen müsstest.
Im mythologischen Kontext der Heldenreise wird dieser Zustand häufig als „Der Ruf“ bezeichnet und Viktor E. Frankl nannte diesen Zustand das „existenzielle Vakuum“. Für mich, wie auch vielleicht für manch einen von Euch, war dieser Zustand auch der Auslöser, der Ruf, mich auf den Weg zu machen.
Denn dieses Vakuum ist es letztendlich, was eine wirkliche Suchbewegung in uns auslösen kann. Dem inneren Drang folgen, die eigene Unzufriedenheit ergründen und verstehen. Wohlgemerkt auslösen kann, aber eben nicht muss! Wie häufig decken wir diese innere Unzufriedenheit zu, flüchten in Geschäftigkeit, Ablenkung und Zerstreuung. Alles tun wir, um diesen nagenden Schmerz innerer Leere nicht zu spüren und uns der Angst vor dem Unbekannten in uns zu entziehen.
Sex, Drogen (Alkohol), Arbeit, Beziehungen, das Anhängen an Ideologien und einseitigen Sichtweisen und vor allem auch (zu-)viel reden; mir sind all diese Fluchtmöglichkeiten in meinem Leben schon begegnet und mit nicht wenigen von Ihnen musste ich mich selbst befassen, weil sie zu meiner eigenen „Droge“ gegen das „existenzielle Vakuum“ geworden waren.
Sich dem „existenziellen Vakuum“, dem Dunkel in MIR bewusst hinzugeben, der eigenen Ohn-Macht nicht kämpfend sondern liebend und annehmend zu begegnen, bedeutet den persönlichen Schwellenraum erst wirklich zu betreten. In der MROP konnte Dir dieser „Schwellenraum“ auf ritueller Ebene offenbar werden. Doch ganz analog zum Satz von Angelus Silesius „Wär´ Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, doch nicht in dir: du bliebst noch ewiglich verloren.“ , so gilt dies hier ganz analog.
Und wär der Schwellenraum Dir tausendmal im Ritual begegnet, doch nicht in Dir selbst und im Leben erfahren: du bliebest doch ewiglich nur ein „Gelebter“ und kein „Lebendiger“.
Das „existenzielle Vakuum“ ist keine Bedrohung, sondern es ist Ruf, ist Einladung.
Folge der Einladung wann immer Sie Dir begegnet – immer wieder aufs Neue. Und wenn Dich Dein Weg in den Männerhort führt, dann sei willkommen.
Denn dann mag es Dir geschehen, dass Freude und Schmerz ganz dicht aneinander rücken und Du zu gleicher Zeit (auch über Dich selbst und das Leben) Lachen und Weinen kannst.
Kennst Du das auch schon?
Antar Vimukto (Stefan) Brombach